Eine typische Frauenklosterorgel mit frischem Klang

von Clemens Fässler und Christian Fritsche

Seit der letzten Revision der pneumatischen Klosterorgel haben Alterung und Schimmelbildung so stark zugesetzt, dass eine Totalrevision nicht länger aufgeschoben werden konnte. Dank des Engagements des Freundeskreises Kloster Maria der Engel Appenzell konnte dieses Teilprojekt der Klostersanierung vorgezogen werden. In anderthalb Monaten wurde die Orgel zerlegt, die einzelnen Teile revidiert und wieder zusammengesetzt.

Zurückhaltende Klosterorgel

Die aktuelle Orgel im Kloster Maria der Engel stammt aus dem Jahr 1926 und ist die vierte Orgel des Klosters. Während von den ersten beiden Orgeln nichts näheres bekannt ist, stammen einige der heutigen Pfeifen noch von der dritten Orgel aus dem Jahr 1850. Doch auch nach 1926 kam es zu verschiedenen Veränderungen, als etwa 1975 dem damaligen Klanggeschmack entsprechend einige Register wortwörtlich abgeschnitten wurden. Denn im Zuge der «Neubarockisierung» wollte man hellere und glänzendere Klänge erhalten. Trotz dieser Eingriffe ist der Klang einer typischen Frauenklosterorgel erhalten geblieben: zurückhaltend und weich und damit auf die feinen Wechselgesänge der Ordensschwestern ausgerichtet.

Rund 600 Pfeifen geputzt

Die Klosterorgel hat eine pneumatische Traktur. Das heisst, der Impuls von den Tasten zu den einzelnen Pfeifen wird nicht mechanisch oder elektrisch ausgeführt, sondern mit einem Luftstrom durch feine Bleiröhrchen. Die zahlreichen Blasbälgchen und Ledermembranen weisen einen hohen Verschleiss auf; sie wurden bei der Revision komplett ersetzt. Zudem breitete sich Schimmel aus, unter anderem auf den Holzpfeifen, was die Klangfarbe veränderte. Sämtliche rund 600 Pfeifen wurden deshalb ausgebaut, gereinigt und wieder eingebaut. Eine zusätzliche Lüftung sorgt nun für regelmässigen Luftaustausch in der Orgel, womit der Schimmelbildung vorgebeugt werden kann. Schliesslich wurde auch der Spieltisch komplett zerlegt und revidiert.

Die Kunst der Intonation

Eine hohe Kunst stellt die Intonation, also die feine Abstimmung der Orgel beim Wiederaufbau der Pfeifen dar. Der Orgelbauer spielt jeden einzelnen Ton und gibt seinem Kollegen, der im hinteren Bereich die Pfeifen mit Spezialwerkzeugen bearbeitet, Anweisungen: «Ein bisschen Plus», oder «diese Pfeife spuckt zu fest». Im Kloster Maria der Engel konnte auch diese Arbeit mit Erfolg beendet werden. Und so freuten sich der Orgelbauer Matthias Hugentobler und Organist Johann Manser, der über Jahrzehnte Schwester Consolata sel. Orgelunterricht erteilte und heute noch regelmässig im Kloster Maria der Engel orgelt, beim ersten Spiel nach der Revision über die wunderbaren Stimmen.

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